Therapie von Fehlbissen
Dysgnathiechirurgie
Viele Menschen leiden unter einem Fehlbiss, d.h. unter einer Fehlstellung der Zähne im Ober- und Unterkiefer. Ist diese Fehlstellung durch eine Korrektur der Zahnposition allein möglich, so kann dies durch ihren Kieferorthopäden erfolgen. Häufig aber haben Fehlstellungen der Zähne sowie Störungen der Zahnbeziehungen zwischen Ober- und Unterkiefer ihre Ursache in einer fehlerhaften Lage von Ober- und/oder Unterkiefer (sog. Dysgnathien). Dies kann nur durch eine kombinierte kieferchirurgische und kieferorthopädische Behandlung erfolgen.
Symptome
Fehlstellungen des Ober- und Unterkiefers bereiten den Patienten nicht nur ästhetische sondern auch funktionelle Beeinträchtigungen wie Schwierigkeiten beim Sprechen, Schlucken und Kauen, sie können die Zahnreinigung erschweren und somit zu Karies, Parodontose und Kiefergelenksbeschwerden führen. Ebenso können sie auch zu chronischen Kopfschmerzen, Verspannungen der Nacken und Rückenmuskulatur und Magen-Darm-Problemen führen.
Behandlung
In der Regel ist bei solchen umfangreichen Störungen eine gemeinsame Behandlung auf Kieferorthopädischem und auf Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgischem Fachgebiet erforderlich. In Abstimmung beider Fachdisziplinen und in Zusammenarbeit mit ihrem Zahnarzt erfolgt die Planung des Behandlungsablaufes und die gegebenenfalls erforderliche operative Korrektur der Dysgnathie. Dabei wird z. B. der Ober- und/oder Unterkiefer aus seiner Position gelöst und in eine neue korrekte Beziehung zum Gegenkiefer gebracht. Im Allgemeinen werden diese operativen Eingriffe in Intubationsnarkose mit einem kurzen stationären Aufenthalt im Krankenhaus Dresden Friedrichstadt durchgeführt.
Behandlungsablauf
Beginn der Behandlung, Erstvorstellung
Nach Vorstellung bei ihrem Zahnarzt und ihrem Kieferorthopäden erfolgt die Überweisung in unsere Praxis zur Beratung über eine kombinierte kieferothopädische-kieferchirurgische Behandlung. In Kooperation mit den überweisenden Kollegen erstellen wir einen kieferorthopädisch-kieferchirurgischer Behandlungsplan. Zu diesem Zeitpunkt erfolgt eine detaillierte Information über den geplanten Behandlungsablauf sowie eine erste Aufklärung über einen erforderlichen Eingriff. Der Patient sollte zum Termin aktuelle Modelle und Röntgenbilder aus der Kieferorthopädischen Praxis mitbringen.
Kieferorthopädische Vorbehandlung
Durch die Kieferorthopädin/den Kieferorthopäden erfolgt die Eingliederung einer festsitzenden und/oder einer herausnehmbaren kieferorthopädischen Apparatur. Nach Ausformung von Oberkiefer- und Unterkieferzahnbögen (Dekompensation) wird der Patient erneut bei uns vorgestellt. Nun kann die Terminierung der Operation unter Berücksichtigung der persönlichen zeitlichen Wünsche des Patienten erfolgen. Kurz vor der Operation fertigt der Kieferorthopäde aktuelle Modelle von Ober- und Unterkiefer an, die zum nächsten Termin bei uns bitte mitgebracht werden. Zusätzlich planen wir, wenn notwendig, eine 3-dimensionale Röntgenuntersuchung des Gesichtsschädels (DVT) um die Operation virtuell planen zu können und mögliche Schienen für die Operation (Splints) computergestützt (CAD/CAM) herzustellen. Dies erfolgt ca. 4 Wochen vor dem geplanten Operationstermin in unserer Praxis. Zu diesem Termin erfolgt zusätzlich eine Vorstellung bei unserem Anästhesisten zur Planung der Intubationsnarkose.
Chirurgische Behandlung
Die Operation erfolgt in einer Intubationsnarkose in unserer Praxis. Die meisten Umstellungsoperationen werden minimalinvasiv, also äußerst schonend und ohne äußerlich sichtbare Narben, durchgeführt. Die Operationsdauer beträgt für die Umstellung eines Kiefers ca. 1,5 Stunden, für beide Kiefer ca. 3-4 Stunden. Es kommen hochmoderne und präzise Operationstechniken wie z. Bsp. minimalinvasive Osteosynthesetechniken, kleine Schnitte und Piezosurgery zum Einsatz um eine schnelle Abheilung und Erholung sowie exakte und dauerhafte Operationsergebnisse zu gewährleisten.
Nach der Operation wird der Heilungsverlauf stationär im Krankenhaus Dresden Friedrichstadt beobachtet. Operateur, Stationsärzte und PflegemitarbeiterInnen betreuen den Patienten kontinuierlich. Um eine möglichst schnelle Heilung zu erreichen, erfolgt während der Operation eine Ruhigstellung beider Kiefer mit Gummizügen. Die Ernährung erfolgt hierbei zunächst für kurze Zeit mit flüssiger Kost.
Nach 1–2 Tagen wird diese Fixation im Mund gelöst und sogenannte Führungsgummis inseriert, so dass eine feine Adaptation der Zähne gewährleistet ist, der Mund jedoch um wenige Zentimeter geöffnet werden kann. Nach ca. 3–5 Tagen kann der Patient aus der stationären Behandlung entlassen werden. Und es werden mehrere Termine in unserer Praxis zur Kontrolle, Fädenentfernung und zur weiteren Planung vereinbart.
Kieferorthopädische Nachbehandlung
Nach dem stationären Aufenthalt erfolgt die Wiedervorstellung in der Kieferorthopädischen Praxis. Eine zeitnahe Vorstellung dort ist wichtig, um möglichst bald die Feinkorrektur der Zahnstellungen durchführen zu können.
Die kieferorthopädische Nachbehandlung nach der Umstellungsoperation dauert nochmals ungefähr ca. 6 Monate. Nach dieser Phase kann die Multibandbracket-Apparatur entfernt und die kieferorthopädische Behandlung abgeschlossen werden.
Des Weiteren sollte die mögliche Entfernung der stabilisierenden Operationsplatten und Schrauben besprochen und geplant werden. Der ideale Zeitpunkt ist hierfür ca. 6–12 Monate nach der Erstoperation.
Operationstechniken
Chirurgische Gaumennahterweiterung
Die chirurgische Gaumennahterweiterung stellt ein minimalinvasives Verfahren dar, um den Gaumen bei Platzmangel der Zähne im Oberkiefer transversal (d.h. in der Breite) zu weiten. Die Diagnose und Indikation werden gemeinsam mit der Kieferorthopädin/dem Kiefer- orthopäden gestellt. Wurden früher Zähne bei Platzmangel entfernt, ist die chirurgische Gaumennahterweiterung das Mittel der ersten Wahl bei Platzmangel der Zähne im Oberkiefer.
Bevor die eigentliche kieferorthopädische Behandlung mit einer kieferorthopädischen Apparatur begonnen werden kann, erfolgt chirurgisch die schonende Schwächung des Oberkiefers in der Mittellinie. Über kleine Schleimhautschnitte wird innerhalb des Mundes mit einem speziellen Ultraschallmesser (Piezosurgery) die Mittellinie des Gaumens geschwächt. Im Anschluss an die Operation wird eine Gaumendehnapparatur (Distraktor) eingesetzt. Der Distraktor wird vor der Operation, individuell für jeden Patienten angefertigt. Die Operation dauert ca. 45 Minuten, der stationäre Aufenthalt beträgt etwa 2–3 Tage. Nach Entlassung aus dem Krankenhaus erfolgt die Vorstellung in unserer Praxis zur erstmaligen Aktivierung der Dehnapparatur. Mit einem speziellen Schlüssel wird die Schraube am Distraktor 1 Umdrehungen pro Tag gedreht. Dies kann durch die Kieferorthopädin/den Kieferorthopäden oder nach Anleitung vom Patienten selbst durchgeführt werden.
Die Kieferorthopädin/der Kieferorthopäde legt fest, wie viele Tage der Distraktor gedehnt werden muss. Im Anschluss wird er aber für ca 3 Monate ohne weitere Drehung im Mund belassen, um eine Rückstellung des Oberkiefers zu vermeiden. Bei der Dehnung wird eine Lücke zwischen den beiden Frontzähnen entstehen, welche jedoch im Rahmen der kieferorthopädischen Behandlung wieder geschlossen wird und somit ein harmonischer Zahnbogen entsteht.
Umstellung der Kiefer (Umstellungsosteotomie)
Die chirurgische Umstellung der Kiefer erfolgt mit der Umstellungsosteotomie. Dies kann in einem Kiefer (monomaxillär) oder in beiden Kiefern (bimaxillär) notwendig sein.
Ist der Unterkiefer fehlpositioniert, zu lang, zu kurz oder zu schräg, wird es notwendig, den zahntragenden Kieferteil chirurgisch von den Kiefergelenken zu lösen.
Zur Vermeidung äußerlich sichtbarer Narben wird der zahntragende Anteil des Kiefers über kleine Schleimhautschnitte im Mund mit einem speziellen Ultraschallmesser abgelöst. Dies ermöglicht ebenso eine besondere Schonung der Unterkiefernerven.
Nach der Neupositionierung wird der gelöste Anteil Unterkieferanteil mit zwei sehr dünnen Osteosyntheseplatten aus Titan wieder fixiert.
Ist der Oberkiefer fehlpositioniert, zu lang, zu kurz oder schräg, wird es notwendig, den zahntragenden Oberkieferteil zu lösen. Analog dem Unterkiefer erfolgt dies über mehrere kleine Schnitte in der Oberkieferschleimhaut. Nach vorsichtiger und präziser Durchtrennung des Knochens erfolgt die Refixation mit vier sehr grazilen Miniosteosyntheseplatten.
Oft ist die Fehlstellung des Oberkiefers mit einer begleitenden Fehlstellung des Unterkiefers verbunden. Aus diesem Grund muss in vielen Fällen eine Kombination aus beiden Eingriffen (bimaxilläre oder bignathe Operation) erfolgen. Die Operation wird in Intubationsnarkose durchgeführt und dauert pro Kiefer ca. 90 min. Ein stationärer Aufenthalt ist für ca. 3–5 Tage erforderlich.
Umstellung des Kinns (Kinnplastik)
Ein prominentes oder ein zurückliegendes Kinn kann mit einer Kinnplastik ästhetisch in eine bessere Position gebracht werden.
Über einen Zugang im Mund (ohne äusserlich sichtbare Narben) wird das knöcherne Kinn vom Unterkiefer abgelöst, in die gewünschte Position verschoben und mit extrem dünnen Osteosyntheseplatten in der neuen Position fixiert.
Die Operation erfolgt in Narkose und dauert ca. 30 Minuten, ein stationärer Aufenthalt ist für 1 Tag erforderlich.
Bei unserem Team sind Sie in guten Händen
Gesicht und Kiefer sind anatomisch und funktionell höchst komplexe Teile des menschlichen Körpers. Als Patient stehen Sie im Zentrum unserer Bemühungen. Es geht um Ihr Gesicht und Ihre damit verbundene Ausstrahlung!